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Wahrzeichen des Kulmbacher Freibades ist Historie

Erfolgreiche Sprengung des rund 70 Tonnen schweren und 13 Meter hohen Sprungturmes durch das Technische Hilfswerk (THW) Kulmbach.

Notwendigkeit der Beseitigung des Sprungturmes

 

„Das zirka 43 Jahre alte marode Springerbecken hätte der Stadt Kulmbach Kosten von 1,5 Millionen Euro zur Sanierung verursacht, die von ihr alleine nicht zu stemmen gewesen wäre“, so die Aussage des Stadtwerksleiter Stephan Pröschold. „Als man Anfang März den Bescheid erhielt, dass die Stadt Kulmbach im Förderbescheid des Bundes zur Sanierung von Sportanlagen keine Zuschüsse bekommt, wurde dann der Beschluss des Werksausschusses umgesetzt das Bauwerk zu beseitigen“, so Pröschold weiter.

Anfang Februar 2016 kam die Anfrage der Stadtwerke an das THW Kulmbach ob eine Sprengung des Sprungturmes möglich sei. Die Baufirma Dietz aus Weismain bekam den Auftrag für die Abbrucharbeiten und daraufhin stellten die Stadtwerke Kulmbach dem THW den Sprungturm als Ausbildungsobjekt unentgeltlich zur Verfügung. 

 

THW-Fachgruppe Sprengen

 

Das THW in Kulmbach mit seiner Fachgruppe Sprengen ist eine der  Fachgruppen die es bayernweit nur sechsmal gibt. „Wir sind stolz darauf, dass wir mit fünf Sprengberechtigten und mehreren Sprenghelfern über hochqualifizierte Einsatzkräfte  verfügen. Alle sind im Besitz der Berechtigung von Gebäude- und Eissprengung sowie auch für Pyrotechnische Maßnahmen“, so der Ortsbeauftragte Norbert Groß ebenfalls Sprengmeister. Das THW Kulmbach hat bereits mit der Sprengung mehrerer Gebäude aber auch den Industriekaminen in Kulmbach, Himmelkron und Schmeilsdorf einmal mehr ihr Können unter Beweis gestellt.

 

Erstellung der Sprengunterlagen unter enormen Zeitdruck und Verschwiegenheit

 

In sehr kurzer Zeit erstellte THW-Sprengmeister Mario Ehrhardt alle erforderlichen Sprengunterlagen wie Lageplan, Detailzeichnungen vom Sprungturm, Lademengen-berechnung, Sprengantrag sowie die Postenverteilung zur Absicherung. Diese Unterlagen wurden innerhalb der Fachgruppe Sprengen mit den weiteren beteiligten Sprengmeistern Andreas Hager-Wollmann und Stefan Teller besprochen sowie anschließend eingereicht. Als Verantwortliche Sprengberechtigte vom THW Kulmbach für die Sprengung waren Andreas Hager-Wollmann und Mario Ehrhardt eingetragen. THW-Geschäftsführer von Nürnberg Stefan Scholz, die zuständige Aufsichtsperson Sprengen, kam für das Vorhaben extra nach Kulmbach um in der kurzen Zeit der Antragstellung sich ein Bild vor Ort zu machen. Dem Sprengvorhaben konnte er ohne Bedenken zustimmen.

 

Hervoragende Zusammenarbeit aller Beteiligten

Die Kulmbacher THW-Fachgruppe Sprengen bescheinigte eine „Super Zusammenarbeit“ mit den Verantwortlichen der Stadtwerke Kulmbach und der Weismainer Baufirma Dietz. Alles zur Vorbereitung nötige wie zum Beispiel: Bohr- und Sägearbeiten sowie die Beschaffung von Strohballen und Bauvlies zur Dämmung wurde bestens erledigt.

 

Vorbereitung und Setzen der Sprengladung, filigrane und explosive Handarbeit

 

Für die Sprengung waren der Berechnung nach, sieben Bohrlöcher mit 40 Millimeter Durchmesser und 30 Zentimeter Länge an jeden Sprungturmfuß des Stahlbetonkolosses notwendig. Um aber den Sprungturm genau passend in das Springerbecken einknicken zu lassen, musste jeder der beiden 1,55 Meter dicken Turmsockel am hinteren Teil um 80 Zentimeter eingesägt werden. Für die benötigten 14 Bohrlöcher kamen dann  jeweils zirka 100 Gramm des Sprengstoffes Eurodyn 2000 zum Einsatz. Bei der Setzung der Zünder waren die langjährigen Erfahrungen der Kulmbacher Sprengberechtigten von Vorteil. Um das präzise Ausblasen der Fallkerben zu gewährleisten, aber auch den Splitterflug weit möglichst einzudämmen, kamen je Turmsockel drei Sofortzünder sowie jeweils zwei Zeitzünder der Stufe eins und zwei zur Anwendung. Als Splitterschutz haben die Verantwortlichen um die Sprungturmfüße Strohballen bis auf eine Höhe von zwei Meter gestellt und diese mit Bauvlies umwickelt. Um die Auswurfstücke bei der Sprengung zusätzlich abzubremsen, sind in zirka einen Meter Entfernung  Bauzaunfelder aufgestellt worden. Dieser Aufwand war nötig, um die Wohnbebauung in einer Entfernung von 140 Metern sowie die baulichen Anlagen des Freibades, Entfernung zirka 50 Meter zu schützen. Wie sich nach der Sprengung herausstellte, hatte sich der Sicherungsaufwand bestens bewährt, denn in nur maximal 20 Metern Entfernung sind noch Wurfstücke in kleinen Mengen zum Liegen gekommen.

 

Geheimhaltung, Schutzbereich und Einsatzkräfte

 

Die Geheimhaltung der Sprengung durch die verantwortlichen der Stadt Kulmbach aber auch aller beteiligten Kräfte hat sich als sehr positiv herausgestellt. Es hatten sich nur ganz wenige Schaulustige und Fotografen auf der Berliner Brücke und den Radweg am Bahndamm eingefunden. Nicht auszudenken was möglicherweise an Sicherungsposten und Polizei hätte aufgeboten werden müssen wenn dies Publik gemacht worden wäre.

„Den erforderlichen Schutzbereich haben wir auf Grund der Örtlichkeiten um den Sprungturm eigenverantwortlich auf 200 Meter verringert, normal wären 300 Meter gewesen“, so die verantwortlichen Sprengberechtigten. Der Sperrbereich zog sich bis auf den Radweg an der Bahnlinie Kulmbach-Neuenmarkt. Der THW-Ortsverband Kulmbach stellte 24 Einsatzkräfte für die nötigen Sicherungsposten die durch zwei Streifenbesatzungen der Polizeiinspektion Kulmbach, der Bundespolizei an den Bahngleisen sowie dem Roten Kreuz unterstützt wurden. Wegen der Freigabe der Sprengung nach Fahrplan, war  auch der Krisenmanager der Deutschen Bahn vor Ort.

 

Geplanter Zeitablauf, Sprengung und Auflösung des Sicherheitsbereichs

 

Samstag um 06:30 Uhr haben die Sprengberechtigten Andreas Hager-Wollmann (verantwortlich), Mario Ehrhardt, Stefan Teller, Norbert Groß sowie Sprenghelfer Sven Fiedler begonnen,  die 14 Bohrlöcher mit Sprengstoff zu besetzen und zu Verdichten. Danach wurden die Zünder verbunden, die Strohballen gesetzt, das Bauvlies angebracht und die Bauzaun-felder gestellt. Die Sicherungsposten wurden vom THW-Zugführer des 1. Technischen Zuges Matthias Goletz bestens eingewiesen, mit Funkgeräten ausgestattet und im Vorfeld nach Lageplan festgelegt. Punkt 09:00 Uhr war der Sicherheitsbereich abgeriegelt und niemand durfte sich mehr als 200 Meter der Sprengstelle nähern. Damit war es jetzt erst möglich den Zündkreis zu schließen. Nachdem der 09:35 Uhr-Zug am Sperrbereich vorbei war konnte um 09:38 Uhr der verantwortliche Sprengberechtigte den berühmten Knopf auf der Zündmaschine betätigen und die Sprengung vollziehen. Nach gründlicher Inaugenscheinnahme des Sprengbereiches war es gegeben, den gesamten Sicherheitsbereich aufzulösen.

 

Punktgenauer Fall  

 

Punktgenau und präzise fiel der Turm mittig in das Springerbecken ohne jeglichen Schaden anzurichten. „Super gelaufen, keine Splitterwirkung, sehr gute Vorbereitung und Ausführung, super Verbau, einfach rund um perfekt“, stellte Ortsbeauftragter Norbert Groß fest. Von der Meisterleistung der THW-Fachgruppe Sprengen konnten sich auch vor Ort überzeugen, der Oberbürgermeister von Kulmbach Henry Schramm, der Leiter der Stadtwerke Stephan Pröschold mit Dipl.-Ing. Oliver Voß, Holger Bogdanski von der THW-Geschäftsstelle Hof sowie die Vertreter der Medien, die rechtzeitig am Morgen alle nötigen Informationen zur Berichterstattung bekamen.

 

Ronny Baumüller

 

Alle Bilder THW-Kulmbach


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