Beim verheerenden Oderhochwasser im Sommer des Jahres 2002 absolvierte das THW einen der personalintensivsten Einsätze seiner Geschichte. Aus weiten Teilen des Bundesgebietes kamen auch Ortsverbände zum Einsatz, die in nicht hochwassergefährdeten Gebieten lagen. So wurde damals auch der Technische Zug (TZ) des Ortsverbandes Kulmbach alarmiert und in den Einsatz ins sächsische Eilenburg geschickt. Dass jedoch auch Starkregenereignisse zunehmen und jedes Jahr auch die Schneeschmelze örtliche, innerhalb kürzester Zeit problematische Hochwasserlagen hervorrufen können, musste auch Oberfranken des Öfteren schon schmerzlich erfahren.
Der Ortsverband Kulmbach des THW ließ, um für die Zukunft bestens gewappnet zu sein, in den letzten Jahren mehrere Führungskräfte an der Bundesschule in Hoya (Niedersachsen) speziell in Sachen Deichverteidigung und Hochwasserschutz ausbilden. Beschult wurden unter anderem aktuelle Kenntnisse zum Stand der Technik, praktische Arbeit mit verschiedenen Deichschutztechniken, Kompetenz in der Beurteilung der Lage bei Hochwasser, Arbeit als Ansprechpartner in Führungsstellen, Selbstschutz und vieles mehr.
Aber auch die Ausbildung der Helfer im Ortsverband Kulmbach selbst, genießt eine hohe Priorität. An mehreren Dienstveranstaltungen wurde sowohl theoretisch als auch praktisch geübt. Dies fing schon beim richtigen Befüllen eines Sandsackes an. Ein zu praller Sandsack bringt effektiv genauso viel, wie ein Stein, nämlich nichts. Um das Gelehrte zu verinnerlichen wurden weit über 1000 Sandsäcke per Hand gefüllt, verlastet und an den "Übungsdeich" bei Petzmannsberg transportiert. Dort errichtete der TZ, unter Leitung des Zugführers Matthias Goletz, sowohl eine sogenannte Auflast, die im Ernstfall der Binnenböschung eines durchgeweichten Deiches als Stütze dient, als auch eine Quellkade. Diese wiederum würde durch Druckausgleich in einer undichten Stelle eines Deiches, dem Wasserfluss entgegen wirken und ein Ausschwemmen weiteren Materials verhindern. Was einfach aussieht hat es in sich; ein solches Bauwerk erfordert viel Präzision beim Schlichten. Zwischenräume dürfen praktisch nicht entstehen und nur geringe Abweichungen in der Breite würden weitere mehrere hundert Sandsäcke erfordern. Zudem ist eine spezielle Technik beim Aufschlichten der Sandsäcke erforderlich, um die geforderte Dichtigkeit zu erreichen. Unwegsames Gelände und lange Transportstrecken vom Fahrzeug bis zur "Einsatzstelle" ließen die Ausbildung realistisch, aber auch sehr schweißtreibend werden. Dies ließ aber keine schlechte Laune aufkommen, denn die Helfer(innen) des THW-Kulmbach wissen, warum sie es tun - um im Ernstfall für ihre Mitmenschen da zu sein und so effektiv helfen zu können, wie es nur möglich ist.